Qualifizierung 2023-583 | Potsdam | Christian Widdascheck

„Viva Arte Viva“ - Ästhetische Praxis & Künstlerische Handlungsweisen für das Bildungs_Leben von und mit Kindern

Qualifizierung zur Fachkraft für ästhetische Bildung in Kindertageseinrichtungen


Diese Weiterbildungsreihe richtet sich an Pädagog_innen, die sich für ästhetisch-künstlerische Ansätze in der Bildungsarbeit mit Kindern interessieren und an Künstler_innen, die in Kindertagesstätten arbeiten möchten.

Bewegung_Tanz; bildnerisches Gestalten; performatives Spielen_Theater; Geräusche_Klang_Ton und Musik sind Medien, mit denen Kinder die Welt wahrnehmen und zugleich ihren Wahrnehmungen Ausdruck verleihen können. In diesem wahrnehmend-gestalterischen Prozess können Kinder, im Sinne des aus der Reggiopädagogik stammenden Bild der hundert Sprachen, durch die Diversität der unterschiedlichen ästhetisch_künstlerischen Wahrnehmungs- und Ausdrucksweisen, bewegliche und vielschichtige Vorstellungen von sich und der Welt bilden.

Kindern diesen Zugang zu ästhetisch_künstlerischen Wahrnehmungs- und Handlungsweisen zu ermöglichen, braucht die Fähigkeit Zeit_Räume zu schaffen, für das sich Berühren lassen der Kinder von Etwas, aber auch für das Berührtsein der begleitenden Erwachsenen durch das gestalterische Bildungshandeln der Kinder. Dafür braucht es ein wertfreies offenes Interesse an dem explorierend-eigensinnigen Gestalten der Kinder und den Mut dieses offen durch Ideen, Materialien und Handlungsweisen zu unterstützen und ausdifferenzierend anzuregen.

Deshalb werden wir in dieser modularen Qualifizierung gemeinsam das Potential der unterschiedlichen ästhetisch-künstlerischen wahrnehmenden Gestaltungs- und Handlungsweisen praktisch erkunden und reflexiv in Hinblick auf deren Bedeutung für die Bildung von Kindern befragen. Dabei geht es auch darum, die eigene Freude und Lust in und mit diesen künstlerischen Handlungsweisen (wieder) zu erfahren, die wesentlich ist, um Kinder in ihrem ästhetisch-explorativen Bildungsprozessen mit Impulssetzungen begleiten zu können.

Ziel der Weiterbildung ist es, für die ästhetische Dimension von Alltagssituationen und des ästhetisch-explorativen Umgangs von Kindern mit ihrer Lebenswelt zu sensibilisieren und diesen zu reflektieren, um in Verbindung, aufbauend oder in Ergänzung zu diesem, ästhetisch-künstlerische Angebote und kleine Projekte zu entwickeln.

Wir haben dafür als Dozent_innen der Weiterbildung Menschen gewinnen können, die vielfältigste Erfahrungen aus der praktischen Arbeit mit Kindern mitbringen und ihre Leidenschaft für ästhetisch-künstlerische Bildungsarbeit teilen möchten.

Umfang:

Die Qualifizierung ist in 5 Module á 2 Seminartage gegliedert und umfasst insgesamt 80 präsenzpflichtige Unterrichtseinheiten, sowie einen Abschlusstag.

Abschluss:

Die Teilnehmenden entwickeln während der Qualifizierung ein Praxisprojekt, welches am Abschlusstag in der Lerngruppe präsentiert wird. Nach erfolgreicher Präsentation erhalten Sie das Zertifikat „Fachkraft für ästhetische Bildung in Kindertageseinrichtungen“.

Folgende Module umfasst die Qualifizierung:

 

1. Modul: Ver_Kleiden-Verwandeln! Performatives Spiel und Theater

Kinder spielen: Vom Symbolspiel über Rollenspiele bis zum Erfinden ganzer Welten … und Theater wird auch gespielt. Theater als interdisziplinäre polyästhetische Kunstform verbindet viele Ausdrucksweisen, von der körperlichen Haltung über die Geste, das Spiel mit Geräusch und Stimme, der Bewegung im Raum bis zu bildnerischen Ausdrucksmitteln, wie dem Spiel mit Licht, Kostüm und dem Umgang mit Objekten und Material als Spielpartner.

 

Im Theater_Spielen werden Themen immer gemeinsam mit anderen erkundet und bearbeitet. Dabei spielen ästhetische Erfahrungen eine zentrale Rolle - wir erkunden spielerisch handelnd unsere Umwelt mit allen Sinnen. Theater_Spielen ist daher weit mehr als Rollenspiel, es ist immer auch eine aktive Begegnung mit Lebenswelt in einem Zwischenraum: Perspektivwechsel, der Austausch und der Gestaltung von Erfahrungen, das Imaginieren und Spiel mit Bedeutungen und ein probierendes-deutendes Zeigen sind wichtige bildsame Momente in diesem Prozess.

 

Dieses Erste Modul ist eine Einführung in die theaterpädagogische Praxis im Kontext Kita/Grundschule. Grundlegende Übungen und Themen der theaterpädagogischen Arbeit werden praktisch erprobt und thematisiert. Ausgangspunkt und Angelpunkt sollen dabei Kleidung/Stoffe als Material sein. Unterschiedliche Herangehensweisen des szenischen Spiels und dem performativen Umgang mit Materialien zwischen Verkleiden und Verwandeln, die sich für die Arbeit mit Kindern eignen, werden erprobt.

 

Es wird gebeten, dass alle TN bequeme neutrale Kleidung tragen. Zudem bitten wir, dass jede*r 3-4 unterschiedliche Kleidungsstücke mitbringt, die auch gestalterisch dauerhaft verändert werden können.

 

Dozentin: Katja Fillmann, Dipl. angewandte Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis, freie Regisseurin, Theaterpädagogin

 

2. Modul: AHA ! ästhetisch-künstlerische Bildungstheorie, praktisch erfahren und begreifen

In diesem zweiten Modul werden wir zentrale Erfahrungen aus dem ersten Modul aufgreifen, um diese vor dem Hintergrund einer ästhetisch fundierten Bildungstheorie in Hinblick auf deren Bedeutung für die Bildungsarbeit mit Kindern und die Bildung von Kindern zu reflektieren. Gleichzeitig wird in diesem Modul die theoretische Grundlage für die weiteren Module gelegt. Dabei arbeiten wir gemeinsam und interaktiv immer im Wechselspiel von praktischen exemplarischen ästhetisch-künstlerischen Erfahrungen und Erprobungen und deren dialogisch-reflektierend-konzeptionellen Reflexion, frei im Sinne des Ausspruchs: Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie!

 

Dozent: Christian Widdascheck, Dipl. Kunsttherapeut/-pädagoge, Professor für Elementare Ästhetische Bildung an der ASH Berlin


3.  Modul: Bildnerisches Gestalten - Kritzeln erwünscht

Für junge und ältere Kinder sind die Zugänge zur Kunst etwas Ungeheuerliches, was sie mit großen Augen bestaunen. Über Materialerfahrungen, didaktisches Wissen und Können geben wir Kindern die Möglichkeit, künstlerische Erfahrungen zu sammeln. Für eine qualitativ hochwertige Zeit ist ihre unmittelbare Freude und Begeisterung am Tun Voraussetzung.

 

In diesem Modul lernen wir verschiedenste Kunstmaterialien kennen und ausprobieren (vom wasserlöslichen Buntstift bis zur Gel-Druckplatte), so dass ein Schwerpunkt auf der Freude am Experimentieren liegt.

 

Dozentin: Kerstin Mempel, Diplom Freie Kunst, Aquarellmalerin und freischaffende Künstlerin aus Kiel

4.  Modul: Leben ist Bewegung_Tanz ist Lebendigkeit

Kinder erforschen die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Körper tagtäglich, sie sind im permanenten Dialog zwischen „innen und außen“ und entwickeln so, ihr hochindividuelles Koordinatensystem an Bewegungserfahrungen.

Tanz entsteht aus dieser Freude: im Wechsel-Spiel mit den Anderen, Umgebung, Materialien, Musik, Imagination und sich selbst zu sein. Tanzend vertiefen und erweitern Kinder die alltägliche Bewegung und tanzend wachsen sie über sich hinaus.

Der Übergang von alltäglicher Bewegung zum Tanz, ergibt sich für sehr viele Kinder quasi von selbst, spielend. Für Erwachsene ist dieser Übergang sehr häufig eine große Herausforderung, oder sogar ein Hindernis, überhaupt zu Tanzen.

In diesem Modul wird es darum gehen, Wege für diesen Übergang von Bewegung zum Tanz zu finden, neue Bewegungserfahrungen zu machen, tänzerische Impulse zu sammeln und die individuellen Möglichkeiten, Grenzen und Vorlieben, neu auszuloten.

 

Bitte mitbringen: Lange, und bequeme Kleidung auch für den Boden geeignet, warme Socken und Kleidung (wir tanzen überwiegend barfuß) zum Überziehen in Pausen. Ein Notizheft mit blanko Seiten.

 

Dozentin: Kathi Fourest, Tanzschaffende in Frankreich und Deutschland, Gründerin von Tanzparcours Potsdam

 

5.  Modul: Geräusch_Ton_Klang_Musik: Wenn ich dich sehe muss ich singen!

„Das Lied auf den Lippen der pädagogischen Fachkräfte singt in den Herzen der Kinder.“ - Der Bedeutung dieses Sprichwortes folgen wir an diesen beiden Seminartagen.

Wie begleitet uns der eigene Klang, unsere Stimme und selbstgemachte Musik im Alltag? Wie können wir uns schon im Klang ausdrücken und was steht uns dabei noch im Weg? Wie können wir als Pädagog*innen anderen einen Zugang zum persönlichen Ausdruck im Klang eröffnen?  Mit dem Kompass der eigenen Freude und einfachen Liedern und Gesängen sowie Klangmitteln im Alltag erweitern wir alltagsmusikalische Kompetenzen.

Dozentin: Anke Bolz, Dipl. Musikpädagogin, freiberufliche Musikerin

 

Abschlusstag

Am Abschlusstag präsentieren die Teilnehmenden der Lerngruppe ihr selbst entwickeltes Praxisprojekt.